Am Mittwoch lag der Fokus unseres Netzwerktreffens Essstörungen in Dresden ganz auf dem Thema „Familienbasierte Therapie bei Essstörungen“. Da die Anorexia nervosa eine schwere Erkrankung mit hoher Mortalität, einer deutlichen Neigung zur Chronifizierung sowie einer ausgeprägten Beeinträchtigung von Entwicklung und Lebensqualität bei Kindern und Jugendlichen ist, wird in der Behandlung eine schnelle Wiederernährung bzw. die Normalisierung des Gewichts angestrebt. In dem Zusammenhang stellte uns Frau Claudia Thurn von der Charité in Berlin ihr Pilotprojekt „Family-Based Treatment (FBT) für Kinder und Jugendliche mit Anorexia nervosa“ vor. Dabei werden Eltern, im Rahmen eines ambulanten manualisierten Programmes in ihrer Rolle als beste Ressource für ihr Kind gestärkt, um die Gewichtszunahme zu Hause zu gewährleisten. Die Familientagesklinik für Patient*innen mit Essstörungen schloss daran die Vorstellung des „Dresdner Modells“ an, welches bereits seit 1998 im Rahmen von Mehr-Familienarbeit die elterliche Rolle bei der Genesung von Kindern und Jugendlichen fördert. Das Elternnetzwerk Magersucht e.V. betonte die Wichtigkeit der gegenseitigen Unterstützung in ihren Elterngruppen, um diese aktive Rolle der Eltern zur Übernahme der Verantwortung bei der Gewichtsnormalisierung ihrer Kinder leisten zu können. Ergänzend rundete die Vertreterin der Wohngruppe Lotta und Carla in Dresden die dargestellten vielfältigen Ansätze durch das Angebot einer außerfamiliären Betreuung von Patient*innen ab, als Brücke zwischen stationärer Behandlung und selbstständigem Leben, falls die Ressourcen der Familie nicht ausreichend sind. Es folgte eine interessante Podiumsdiskussion mit vielen Rückfragen zu den einzelnen Ansätzen, in denen Herausforderungen und Chancen familienbasierter Modelle bei der Behandlung von Essstörungen herausgearbeitet wurden.
Vielen Dank für den lebendigen Austausch, die vielen neuen Denkanstöße, gute Gespräche und hoffentlich bis zum nächsten Treffen in Leipzig am 25.10.2023.
Ihr NESSA Team